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Der Schrecksee
Wo liegt der Schrecksee?
Der 10,2 Hektar große Hochgebirgssee befindet sich auf 1813 m im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen. Hier bilden die circa 2000 m hohen Gipfel vom Älpelekopf im Westen, Kastenkopf und Lahnerkopf im Süden und Knappenkopf, Kirchendach und Kälbelespitze im Osten ein kesselartiges Hochtal, in dem der Schrecksee liegt. Die grünen Hänge der umliegenden Berge reichen bis an sein Ufer heran. Richtung Nordwesten öffnet sich der Kessel über eine Geländestufe und gibt den Blick frei auf Hinterstein.

Fakten zum Schrecksee
Den eigentümlichen Namen trägt der Schrecksee übrigens nicht ohne Grund: seine Wassertemperatur bleibt das ganze Jahr über eiskalt und hat so schon manchem Wanderer beim anschließenden Bad einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Unterhalb der Taufersalpe befindet sich ein kleines hölzernes Elektrizitätswerk. Es ist ein Zeichen dafür, dass der Schrecksee viele Jahre zur Energiegewinnung genutzt wurde. Dafür wurde er in den 1950er Jahren sogar um 8 Meter aufgestaut, wodurch aus einer natürlichen Halbinsel die schöne und für den Bergsee bekannte Insel enstand.
Verhalten im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen
Wildzelten am Schrecksee
Der Schrecksee liegt im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen. Hinweisschilder machen darauf aufmerksam, welche Verhaltensmaßnahmen angebracht sind. Wildzelten war in den letzten Jahren eine beliebte Aktivität, ist jedoch streng verboten. Die Einhaltung des Verbots wird mittlerweile konsequent kontrolliert, da der See immer mehr einer Müllhalde glich. Das Ganze ging sogar so weit, dass Pfähle aus dem Almgatter gerissen und damit Lagerfeuer gemacht wurden. Der Schrecksee ist ein fragiles Ökosystem, dessen seltene Bewohner besonders geschützt werden müssen. Deshalb gilt: kein Zelten, kein Lagerfeuer, nehmt euren Müll wieder mit nach Hause, verhaltet euch ruhig, leint eure Hunde an und bleibt auf den Wegen!
Besonderheiten im Winter
Im Winter müssen Wildtiere wie Gämsen und das bedrohte Alpenschneehuhn sorgsam mit ihren Energiereserven umgehen. Zudem sind sie durch die geschlossene Schneedecke gezwungen, bis zur Baumgrenze hinunterzukommen. Eine Störung durch Wanderer oder Skitourengeher führt zu energieraubenden Fluchten, die das Leben der Tiere gefährden können. Aus dem Grund sind störungsfreie Tageszeiten essentiell. Zeigt ein Herz für Tiere und versucht euch nur zwischen 10:00 und 16:00 im Gebiet aufzuhalten, kommt ihnen niemals zu Nahe, haltet euch vom Waldrand fern und seid möglichst leise.

Sicherheit auf der Wanderung zum winterlichen Schrecksee
Neben dem Elektrizitätswerk Auele warnt ein Schild vor alpinen Gefahren auf der Wanderung und das nicht ohne Grund. Die steilen Geröllwege und Schuttrinnen sind nichts für Turnschuhwanderer. Im Winter oder Frühjahr sind die Wege zudem häufig vereist, zugeschneit und sehr rutschig. Ein Absturz kann besonders in dem Gelände oberhalb der Taufersalpe lebensgefährliche Folgen haben. Hier können Wanderstöcke, Steigeisen oder mindestens Grödel hilfreich sein. Wie man in unserem Beispiel sehen kann, ist warme Kleidung im Frühjahr sehr wichtig. T-Shirt-Temperaturen in Hinterstein sagen nichts über die Wetterbedingungen am Schrecksee aus. Bei hohem Schnee ist die Wegfindung oberhalb der Geländestufe sehr schwierig. Hier empfiehlt sich die Mitnahme eines GPS-Gerätes. Im kesselartigen Hochtal muss zudem mit Lawinen gerechnet werden!
„Don’t learn safety by accident.“
Jerry Smith
Die Wanderroute und weitere Wege zum Schrecksee
Aufgrund der frühen Jahreszeit beschließen wir von Hinterstein zum Schrecksee aufzusteigen und wählen denselben Weg auch wieder für den Abstieg. Diese Tour ist technisch zwar nur mäßig anspruchsvoll, erfordert aber dennoch Kondition und eine gute Trittsicherheit. Eine weitere tolle Möglichkeit ist eine Rundwanderung vom Vilsalpsee über die Landsberger Hütte und Rote Spitze. Besonders schön ist zudem die Tour von Hinterstein zum Prinz-Luitpold-Haus und auf dem Jubiläumsweg zum Schrecksee. Diese konditionell fordernden Optionen sollte man sich allerdings definitiv für lange, schneefreie Sommertage aufsparen.
Von Hinterstein zum E-Werk
Südlich von Hinterstein parken wir auf dem Parkplatz „Auf der Höh“ mit Wanderbushaltestelle und Parkscheinautomat (2,50€/Tag). Von hier folgen wir dem Wanderweg in Richtung Südosten zum Hinterbachhof. Ab jetzt verläuft eine geteerte Straße (die allerdings nur für die private Buslinie und Anlieger frei ist) zur Ausflugsgaststätte Konstanzer Jägerhaus. Bis zum Elektrizitätswerk bleiben wir auf dieser Asphaltstraße, die sich leicht bergauf neben der Ostrach windet.
Um den Anstieg etwas abzukürzen, kann man alternativ den Wanderbus von Hinterstein zur Haltestelle Auele zwischen Konstanzer Jägerhaus und E-Werk nehmen und erst dort mit der Tour beginnen. Am Elektrizitätswerk beginnt dann die eigentliche Bergtour bzw. der Anstieg. Hier biegen wir nach links in Richtung Schrecksee (gut ausgeschildert) auf einen deutlich schmaleren Waldpfad ab. Eine Infotafel weist auf die Tiere und die Verhaltensregeln im Naturschutzgebiet hin. Murmeltiere, Steinadler und Gämsen können in der Region häufig beobachtet werden.


Zur Taufersalpe
Die Route verläuft nun ziemlich steil über einen groben Geröll -und Steinweg zwischen Bäumen und Wiesen entlang. Dabei ist die Strecke aber immer frei genug, dass uns die Sonne hier und da ins Gesicht scheint. Von dem kleinen hölzernen Elekrizitätswerk aus geht es weiter zur verfallenen Taufersalpe auf 1338 m (hier befindet sich auch ein Notrufplatz). Während wir auf der Alpe stehen, wandert unser Blick die knapp 300 m hohe schneebedeckte Geländestufe empor. Dass hier doch noch so viel Schnee liegt, haben wir nach den sommerlichen Temperaturen der letzten Tage nicht erwartet.


Am Taufersbach
Am Taufersbach entlang wandern wir weiter auf die recht imposante Geländestufe zu, an deren Fuß uns jetzt die letzten, der ohnehin schon an einer Hand abzählbaren, Wanderer entgegenkommen. Wie es aussieht, werden wir ab jetzt die einzigen Menschen auf diesem Gebirgssattel sein. Ein weiterer Blick nach Oben lässt in uns die Gewissheit aufkeimen, dass wir heute definitiv keinen Sonnenuntergang mehr zu sehen bekommen. Dicke, graue Wolken hängen dicht um die Gipfel vom Älpele (2024 m) -und Knappenkopf (2071 m).



Die Geländestufe
Mühsam kämpfen wir uns auf dem glatten Altschnee nach Oben. Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück und noch ein tapsiger Ausfallschritt zur Seite… Bei diesen Tourenbedingungen bekommt der Hinweis „alpine Gefahren“ eine ernstzunehmende Bedeutung. Der Weg ist im Winter nicht gesichert und gekennzeichnet, so dass die Besteigung eher an eine Schnitzeljagd erinnert. Unter dem Schnee haben sich knietiefe Furchen gebildet, die regelmäßig für ein spontanes Einsacken oder Wegrutschen sorgen. An bestimmten Schlüsselstellen kann dies unter Umständen einen Absturz zur Folge haben. Geht man langsam, konzentriert und vorsichtig an die Sache heran, stellt das Ganze kein allzu großes Problem dar. Dennoch empfinden wir die Wanderung unter diesen Umständen als kräfte -und nervenzehrend und konditionell deutlich schwieriger als geplant.




Das weiße Hochtal
Kurz vor dem letzten Stück der Geländestufe kreist das hier heimische Steinadler-Paar über unsere Köpfe. Die Stimmung ist jetzt fast mystisch. Unten im Hintersteiner Tal strahlt die Sonne auf die grünen Wiesen, während wir hier oben im Whiteout den Weg zum Schrecksee durch die Schneefelder suchen. Unser GPS-Gerät und die Fußspuren von vorherigen Wanderern helfen uns dabei. Doch was ist das für ein süßlicher Geruch? Und wo kommen die Haare her? Nach kurzer Zeit finden wir den Grund – die knöchernden Überreste einer Gämse, die den harten Winter wohl nicht überlebt hat, liegen verteilt vor uns…


Wo ist der Schrecksee?
Stefan hat gerade das letzte Stück des Anstiegs erklommen, als ich ihn schon fluchen höre. Unsere Befürchtungen sind eingetroffen. Dort, wo der Bergsee auf 1813 m in einem kesselartigen Hochtal liegen sollte, ist lediglich ein großes Schneefeld mit einem kleinen Hügel zu sehen. Nicht mal sein Verlauf lässt sich erahnen. Bis auf zwei kleine verräterische Stellen, an denen das Wasser hellblau durchschimmert, weist nichts auf den doch recht großen See hin. Bei den mittlerweile kühlen Temperaturen ist die geplante ausgiebige Picknickpause am Ufer gestrichen. Stattdessen ziehen wir unsere Daunenjacke, Handschuhe und Mützen über und treten den Rückweg an.



Wildtiere auf der Wanderung
Kurz vor dem Abstieg entdeckt Stefan eine Herde Gämsen. Stück für Stück wagen wir uns etwas näher an sie heran, dabei immer darauf bedacht sie nicht zu stören. Weit von ihnen entfernt verstecken wir uns hinter einem Felsen, um sie in Ruhe beobachten zu können. Während der Großteil der Gruppe auf einer Wiese am Abhang des Knappenkopf grast, wagen sich ein paar der mutigeren Tiere auf ein kleines Schneefeld. Eine Gämse ist dabei ziemlich übermütig, überschlägt sich mehrmals im Schnee und rutscht ein paar Meter den Abhang hinunter. Ein schönes Erlebnis, die Tiere so entspannt erleben zu können.


Der Abstieg
Dachten wir eben noch, dass der Aufstieg unter diesen Umständen recht fordernd ist, so wissen wir jetzt, dass der Abstieg den Schwierigkeitsgrad nochmal um einiges erhöht. An vielen Stellen müssen wir unsere Hände zum Abstützen benutzen. Wanderstöcke sind hier im Schnee absolut zu empfehlen! Nachdem wir die Felsstufe passiert haben, ist die Welt wieder in Ordnung. Der Taufersbach plätschert inmitten der grünen Wiesen, während sich die Sonne rot leuchtend über dem Tal von Hinterstein verabschiedet. Der ideale Zeitpunkt um unsere Pause nachzuholen!


Unser Fazit: Die Wanderung zum winterlichen Schrecksee
Als wir schließlich auf wackeligen Beinen beim E-Werk ankommen, ist es schon dunkel. Trotz der Tatsache, dass wir den vermeintlich schönsten Bergsee des Allgäus nicht gesehen haben: es war eine wunderschöne Wanderung, die Lust auf mehr gemacht hat! Die Kletterei in dieser unwirklichen Schneelandschaft und das Erlebnis mit den ungestört spielenden Gämsen war ein kleines Abenteuer für sich. Diese Tageswanderung hat uns wieder einmal eine kleine Auszeit vom Alltag geschenkt.
Glücklich und erschöpft grinsen wir uns an: in ein paar Monaten sind wir definitiv wieder hier! Dieses Mal aber bei sommerlichen Temperaturen und in Form einer Rundtour zum Vilsalpsee! Wir freuen uns darauf!
Comments
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What a detailed blog, the pictures are amazing and wonderful !
I’m thinking of going Schrecksee as well, however my trip to Germnay is in March, Do you think Schrecksee is accessible at the time ?
Hi Sinja, thank you for your nice comment! Schrecksee in March could be quite challenging because there is still a high risk that everything is covered in a huge amount of snow. We went there in the middle of april and even if spring came relative early this year we had to deal with some problems. But of course this depends on your personal experience and your equipment. Nevertheless the chances of seeing the beautiful lake will be low and that would definitely be a pity :( . In that case there are so many other great allgäu hikes (e.g. at the Alpsee) or snow shoe tours – i am sure you will have an amazing time!
Thanks for the reply Nadine, do you mean the Alpsee near Oberallgaeu ?
What equipment do you recommend if I’m going to Schrecksee at that time? We’ve never seen snow though, could that probably too high of a risk ? I’m pretty sure I won’t be seeing the lake, but the experience of climbing to the area is worth it I think.
I wrote you an e-mail… ;)
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