Ihr macht Urlaub an der Mecklenburgischen Seenplatte oder auf Usedom? Oder wohnt vielleicht sogar in dieser schönen Region Deutschlands und habt bisher noch nie von dem Anklamer Stadtbruch gehört? Dann wird es Zeit, dem jungen Naturschutzgebiet einen Besuch abzustatten! Wir erklären euch, wie ihr zum Anklamer Stadtbruch gelangt und geben euch einen ersten Vorgeschmack auf die einzigartige Tier -und Planzenwelt, die euch auf der Wanderung erwartet!

Inhalt
Anklamer Stadtbruch? Noch nie gehört…
Das wundert uns nicht, schließlich wurde das Moorgebiet erst Ende 2018 vom NABU erworben und langsam aber sicher als touristisch interessantes Ziel ausgebaut. Von mehreren Aussichtstürmen hat man einen tollen Blick über die überfluteten Moorfelder mit seinen zahlreichen Enten, Gänsen, Schwänen, Watvögeln und Reihern. Zu den unterschiedlichen Jahreszeiten wird der Anklamer Stadtbruch von verschiedenen Zugvögeln besucht, so dass ein Besuch wirklich jederzeit lohnenswert ist. Besonders beeindruckend sind die vielen Seeadler, die die flachen Gewässer zum Jagen nutzen. Auf alten Bahnwegen kann man die wilden, weiten Landschaften wie Flachgewässer, baumfreies Hochmoor, feuchte Bruchwälder und sich wandelnde Hochwälder durchstreifen. Biber, Fischotter und Rotwild sind nur einige Tiere, die einem dabei mit etwas Glück begegnen.

Anreise zum Anklamer Stadtbruch
Zwischen Anklam und Stettiner Haff im Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern liegt die 1461 Hektar große Moorlandschaft. Umliegende Ortschaften sind Kamp, Bugewitz und Rosenhagen. Wir starten unsere Wanderung durch den Anklamer Stadtbruch in dem idyllischen Dörfchen Bugewitz.
Parken in Bugewitz
Von Anklam kommend folgen wir der B109 südlich Richtung Pasewalk. In Neu Kosenow biegen wir links ab auf die enge Dorfstraße nach Alt Kosenow und Bugewitz. In Bugewitz liegt auf unserer linken Seite das Gasthaus „Zum Mühlengraben“. Dahinter befindet sich ein kleiner kostenloser Parkplatz, von dem wir unsere Rundwanderung in den Anklamer Stadtbruch starten.
Parken in Rosenhagen
Weitere begrenzte Parkmöglichkeiten gibt es am Aussichtsturm bei Rosenhagen. Dazu passieren wir in Bugewitz die Gaststätte „Zum Mühlengraben“ und die Dorfkirche und folgen der Straße von Bugewitz nach Rosenhagen. Besser ist es, wenn man sein Fahrzeug in Rosenhagen abstellt und zu Fuß knapp 1 km zum Aussichtsturm wandert.
Mit dem Fahrrad
Der Anklamer Stadtbruch liegt direkt am schönen Radfernweg Berlin-Usedom. Für Urlauber auf Usedom ist der Anklamer Stadtbruch daher ein lohnenswertes Ziel für eine Radtour. Abgerundet wird der Ausflug mit selbstgebackenem Kuchen in dem urigen Hofcafé Oblomow.

Die Geschichte des Anklamer Stadtbruchs
Moor versus Torfabbau
Während der Littorina-Transgression (irgendwann um die 5000 v. Chr.) überflutete das Peenetal am Haffstausee. Moorbildungsprozesse führten über tausende Jahre zu einer Versumpfung des Gebietes. Durch Grund -und Regenwasser vergrößerte sich das Moorgebiet landeinwärts um ein Durchströmungsmoor und ein Hochmoor. Zum Ende des 16. Jahrunderts wurde das erste Mal Torf als Brennmaterial für die Stadt Anklam abgebaut, die Infrastruktur dazu wuchs um drei schiffbare Torfkanäle an und führte bis zum Ende des Abbaus 1945 zu einer Halbierung der ursprünglich 500 Hektar großen Hochmoorfläche. Erst 1932 wurde das Gebiet eingedeicht, entwässert und aufgeforstet, was zu einem Absacken des Moores unterhalb des Meeresspiegels führte.
Die Natur holt sich ihre Wildnis zurück
Das wärs dann also gewesen mit dem aktiven Moorgebiet, hätte da nicht das große Sturmhochwasser 1995 den Stadtbewohnern von Anklam einen Strich durch die Rechnung gemacht und durch einen Deichbruch zu einer dauerhaften Überflutung des Anklamer Stadtbruchs geführt. So kam es zu einem aktiven Wachstum des Moores, der eine forstwirtschaftliche Nutzung enorm einschränkte und zum Baumsterben führte. Dafür wuchsen wieder Torfmoose, Gagelsträucher und Königsfarne in Gebieten, die mittlerweile seit 23 Jahren nicht mehr durch Menschenhand verändert werden konnten. Die Natur hat sich ihre Wildnis zurückgeholt und bietet optimale Bedingungen für eine außergewöhnliche Artenvielfalt.

Die Zukunft des Anklamer Stadtbruchs
Was aber tun mit dem Anklamer Stadtbruch? Ende 2018 erwarb die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe 1360 Hektar des Gebietes von der Stadt Anklam. Auf einsamen und zum Teil noch zugewachsenen Wegen können die Besucher nun durch diese faszinierende Moorlandschaft wandern. An vielen Wegpunkten informieren Schilder mit interessanten Fakten über die Geschichte oder die Flora und Fauna des Anklamer Stadtbruchs. Die vormals intensive Jagd wurde verboten und die ehemaligen Jägersitze durch Aussichtstürme ersetzt. Fach -und ortskundige Führer geben intensive Einblicke in diese äußerst interessante Landschaft, die zu einem beliebten Ziel für Radwanderer aus der Umgebung (z.B. Usedom) heranwächst.
Flora
Das Schutzgebiet besteht zum überwiegenden Teil aus Bruchwäldern mit Erlen, Eschen und Flattergräsern. Die Moorwälder mit den typischen Seggen, Torfmoosen und Birken wachsen weiter. Ebenso hält der Königsfarn und der Gaggelstrauch wieder Einzug. Ein besonderes Biotop für seltene Tierarten stellt das baumfreie Hochmoor dar.

Fauna
Der Anklamer Stadtbruch ist ein echtes Paradies für Schmetterlinge und Insekten. Auch seltene Exemplare wie der Enzianbläuling oder der Feuerfalter kann man hier mit etwas Glück beobachten. Am beeindruckendsten fanden wir die vielen Seeadler, die ihre Kreise über unsere Köpfe zogen. Der Anklamer Stadtbruch weist mit 12 Seeadlerpaaren die höchste Dichte an Seeadlern in Mitteleuropa auf. Auch andere Greifvögel wie Milane, Habichte, und Bussarde können beim Jagen in den flachen Gewässern beobachtet werden. Sie teilen sich das Gebiet mit über 100 Brutvögeln, von denen fast ein Drittel auf der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns stehen. Unter anderem findet man hier Kraniche, Wendehälse, Zwergschnäpper, Karmingimpel und Tüpfelsumpfhühner.
Im Moor haben sich zudem Fischotter, Moorfrösche und Biber angesiedelt, deren Bauten man direkt vom Rundwanderweg aus erspähen kann. Wir waren leider mitten am Tag im Anklamer Stadtbruch, was für Tierbeobachtungen nicht gerade empfehlenswert ist. Allerdings können wir euch die Homepage des Naturfotografen Frank Brehe wärmstens ans Herz legen. Er zeigt wunderschöne Fotos der einmaligen Artenvielfalt im Anklamer Stadtbruch zu unterschiedlichen Jahres -und Tageszeiten. Dem Gebiet ist übrigens auch ein Kapitel seines Buches „Abenteuer Naturfotografie – Auf Fotopirsch mit Botzek und Brehe„* gewidmet, das im renommierten Rheinwerk-Verlag erschienen ist.
Sicherheit & Besonderheiten
Der Anklamer Stadtbruch ist Teil des Naturparks Flusslandschaft Peenetal. Um die sensible Tier -und Pflanzenwelt in dem geschützten Bereich nicht zu stören, solltet ihr auf den ausgewiesenen Wegen bleiben, euch möglichst ruhig verhalten, euren Müll selbstverständlich mit nach Hause nehmen und Hunde an der Leine führen. Das Verhalten erhöht eure Chancen, auf Tiere zu treffen, zudem ungemein! ;)
Da das Gebiet möglichst naturbelassen bleiben soll, sind die Wege stellenweise zugewachsen. Aber genau deshalb sind wir ja hier! Mit langen Hosen und festen Schuhen schützt ihr euch vor Zeckenbissen. Achtung: nach regenreichen Tagen wird es im Moor schlammig und nass!


Eine Wanderung durch den Anklamer Stadtbruch
Am Mühlgraben
Gegenüber vom Parkplatz am Gasthaus „Zum Mühlengraben“ führt die Dorfstraße nach Westen. Wir folgen ihr knapp 100 Meter, bis wir links in einen Feldweg abbiegen, der entlang des Mühlgrabens verläuft. Obwohl es noch recht früh am Morgen ist, brennt uns die Sonne in dem baumlosen Wiesengelände gnadenlos auf den Kopf. So werden wir wohl nicht allzu viele Tiere sehen…
Nach knapp einem Kilometer verläuft das Feuchtgebiet des Moores direkt neben unserem Wanderweg: abgestorbene Bäume ragen aus dem Wasser, wir entdecken etliche Vögel und Libellen und am Uferrand quaken die Frösche um die Wette. An einem ehemaligen Schöpfwerk auf unserer rechten Seite beobachten wir eine Weile eine Weißbart-Seeschwalbe beim Jagen.








Im Naturschutzgebiet Anklamer Stadtbruch
Irgendwann erreichen wir den Eingang zum Naturschutzgebiet. Ein paar Schilder vom NABU informieren über den Anklamer Stadtbruch und seine Vegetationsgeschichte. Wir überqueren eine kleine Holzbrücke zu unserer Linken, von der wir ein paar Schwalben, verschiedene Schmetterlinge und sogar einen Neuntöter beobachten können. Ab nun geht es eine ganze Zeit lang auf dem Naturlehrpfad immer geradeaus – vorbei an ehemaligen Jägerstühlen (die nun nicht mehr gebraucht werden) und durch einen lichten Auwald. Handelt es sich bei dem Wanderweg zuerst um einen breiten Waldpfad, so wird er immer zugewachsener und schmaler, bis er nur mehr als Trampelpfad durch hohes Gras verläuft. Die Umgebung wird immer baumloser und schließlich sind wir nur noch von Moor umgeben.












Große Kuhle – das ehemalige Torfabbaugebiet
Die Wanderung geht durch das Schilfdickicht geradeaus weiter. Am Ufer der Torfkanäle entdecken wir riesige Biberbauten. Angestrengt und leise halten wir nach ihren tierischen Bewohnern Ausschau – leider ist die Chance mitten am Tag nicht sehr groß. Wir überqueren zwei wackelige Brücken und erreichen einen Aussichtsturm. Von hier bekommen wir einen weiten Blick über den Torfstich (der von Schilf verdeckt ist) Richtung Ostsee. Mit etwas Zeit und einem Fernglas kann man in dem Gebiet häufig Vögel beobachten, die sich auf das Schilf oder den hinteren Birken absetzen.














Alter Wanderweg
Mithilfe der dritten und letzten Brücke unserer Wanderung überqueren wir einen weiteren Torfkanal. Nach ein paar Minuten treffen wir auf die alte Verbindungsstraße zwischen Bugewitz und Kamp. Hier biegen wir nach links ab Richtung Bugewitz. Der Weg ist mit großen Betonplatten ausgelegt, neben uns ragt das Schilf meterhoch aus dem Moor hinaus. Lediglich die zahlreichen Vogelstimmen zeigen uns, dass links und recht neben uns weitläufige Polder liegen müssen. Und tatsächlich: kurz bevor wir an dem Aussichtsturm Rosenhagen ankommen, bekommen wir einen tollen Blick auf den großen Polder zu unserer Rechten.
Genau in dem Moment, als wir die Kamera zücken, passiert es: ein Weißkopfseeadler-Paar stürzt sich auf das Getümmel aus Enten, Gänsen, Möwen und Schwänen. Mit allerhand Getöse flüchten die Vögel vor den Räubern in die Luft, die Wasseroberfläche wirft Wellen, es spritzt in alle Richtungen und – einer der Weißkopfseeadler zieht mit seiner Beute davon. Leider ist das Geschehen zu weit weg und unsere Belichtungszeit zu gering eingestellt, um das Spektakel scharf festzuhalten – wir werden also wiederkommen müssen!






Der Aussichtsturm
Nachdem wir die Infotafeln studiert haben, genießen wir den Blick vom Aussichtsturm über die überschwemmten Polder und das Moorgebiet. Hoch über unseren Köpfen entdecken wir ein weiteres Weißkopfseeadler-Paar. Außerdem zieht ein Rotmilan seine Kreise über dem Anklamer Stadtbruch. Im Wasser tummeln sich unzählige Schwäne, Gänse, Möwen und Enten – wir wissen gar nicht, wohin wir als Erstes gucken sollen. In den Ecken des Dachs vom Aussichtsturm haben Mehlschwalben ihre Nester gebaut. Entzückt beobachten wir, wie die schnellen Mehlschwalben emsig durch die Lüfte jagen, um schnellstmöglichst ihre süßen Jungen zu füttern. Sie scheinen einen unbändigen Appetit zu haben! Auf dem asphaltierten Weg wandern wir wieder 2 km zurück nach Bugewitz, wo wir den tollen Besuch im Anklamer Stadtbruch mit selbstgebackenem Kuchen und Kaffee im Cafe Oblomow ausklingen lassen.














Unser Fazit: Wanderung durch den Anklamer Stadtbruch
Der Anklamer Stadtbruch ist sowohl für Touristen, die auf Usedom oder an der Mecklenburgischen Seenplatte verweilen, als auch für Fotografen, die auf der Suche nach größeren Fotoprojekten sind, ein lohnenswertes Ziel. Egal ob man sich für die einsame Wanderung durch das Naturschutzgebiet oder für einen einzigen Aussichtspunkt entscheidet: wer im Anklamer Stadtbruch nicht sein ganz persönliches Naturerlebnis findet, der macht etwas falsch!
Unser Urlaubstipp in der Nähe: Wasserwandern im Müritz Nationalpark – mit dem Kanu auf der Oberen Havel
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Allgäu – Wanderung auf den Hochvogel
19. Februar 2025Ein(blick) auf Glasgow – Impressionen und Tipps
4. Januar 2022Meine Tipps für einen Kurztrip nach Amsterdam
28. November 2021(* = Affiliatelinks/Werbelinks)
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Comments
Sehr interessant… Nur sollte man vielleicht darauf hinweisen, dass es sich um Seeadler und nicht um Weißkopfseeadler handelt. Die gibt es nämlich bei uns nicht.
Hallo Björn,
gut, dass man mich ja jetzt darauf hingewiesen hat ;). Du hast natürlich Recht und ich werde es so schnell wie möglich ändern. :)
LG, Nadine
Wie lang , wieviel km ,war die Wanderung ?? LG Andrea
Hallo Andrea,
die Wanderung war knapp 10km lang und mit ein bisschen Zeit zum Gucken und Fotografieren sollte man circa 2 Stunden einplanen.
LG, Nadine