Craters of the Moon
Als nächstes steht Craters of the Moon auf dem Plan. Dieser Park (Eintritt 8€) beherbergt ein Wald/Moorgelände mit mehreren Kratern, die sich in den 50er Jahren gebildet haben, als ein Erdwärmekraftwerk den Grundwasserspiegel senkte. Auf einem Holzweg wandert man circa eine Stunde lang an den zahlreichen Schlammpools, blubbernden Kratern und Fumarolen vorbei. An wirklich jeder Ecke machen einem die schwefelhaltigen Dämpfe bewusst, dass man hier in einem thermal aktiven Gebiet herumspaziert. Da wir schon im Yellowstone Nationalpark waren, sind wir nicht mehr ganz so überwältigt. Interessant ist allerdings die Mischung aus gewohnter Waldumgebung (plus zahlreichen Vögeln) mit geothermaler Mondlandschaft.
Aratiatia Rapids
Jetzt müssen wir uns aber beeilen, um noch pünktlich bei den Aratiatia Rapids anzukommen. Diese Stromschnellen des Waikato Fluss bilden sich nur bei Schleusenöffnung der Staumauer des Aratiatia Kraftwerks. Täglich um 10:00, 12:00, 14:00 und 16:00 verwandelt sich der plätschernde Bach in kurzer Zeit zu einem reißenden Strom und somit zu einer beliebten Touristenattraktion. Wir sind gerade auf dem Weg zum mittleren Viewpoint, als eine schrille Sirene ertönt. Oh nee, öffnet sich der Damm jetzt schon? Es ist doch erst 9:55! Wir rennen so schnell wie es unser schweres Fotoequipment zulässt. Völlig abgehetzt erreichen wir die Aussichtsplattform, um festzustellen zu müssen, dass noch gar nichts passiert ist. Absolute Stille… Wie sich herausstellt, war das nur der erste von 5 minütlichen Signaltönen, die die Menschen im Uferbereich vor den ankommenden Wassermassen warnen.
Endlich geht es los! Die Wehrtore öffnen sich und das Wasser flutet zuerst den oberen Teil vom Fluss, bevor es über einen kleinen Wasserfall die weiteren Becken füllt. Innerhalb von wenigen Minuten verwandelt sich das kleine idyllische Flüsschen zu einem reißenden Strom. Und was für ein Strom! Mit voller Wucht prescht das Wasser über die riesigen Steine im Flussbett und bildet so Walzen, Fälle und Strudel. Was für ein Erlebnis, diese Kräfte aus der Nähe zu beobachten.
Welches Thermal Wonderland?
Nach den Aratiatia Rapids geht unser Trip weiter Richtung Rotorua, wo wir zumindest eines der vielen Thermalgebiete besichtigen möchten. Die geothermischen „Highlights“ der Region sind auf diese meist privatisierten und knapp 50 NZD teuren Parks verteilt. So findet man z.B. den bis zu 30 Meter hohen Pohutu Geysir in Te Puia, den kunterbunten Champagne Pool im Wai-O-Tapu Thermal Wonderland und den Frying Pan Lake im Waimangu Volcanic Valley. Möchte man also alle Attraktionen sehen, kann man mit knapp 200 NZD und einiges an Zeit rechnen. Wir entscheiden uns für das Waimangu Volcanic Valley in der Hoffnung, dass es nicht zu überlaufen und dem Yellowstone Nationalpark am unähnlichsten ist.
Waimangu Volcanic Valley
Das jüngste Thermalgebiet der Welt kostet 36 NZD Eintritt und entstand als 1886 22 Krater des Mount Tarawera ausbrachen. Der Ausbruch verschüttete die damals bedeutendste Sehenswürdigkeit Neuseelands – die Sinterterrassen der Pink and White Terraces. Zwischen 1900 und 1904 beherbergte der Park den damals weltgrößten Geysir mit einer Springfontäne von 460 Metern. 1904 kam es in Folge eines Erdrutsches zu einer Veränderung des Grundwasserspiegels und damit zu einem Stop der Aktivität des Waimangu Geysirs. Auf einem gemütlichen zweistündigen one-way Spaziergang durch das insgesamt 17 km lange Tal kommt man an diversen Thermalaktivitäten vorbei, die in verschiedenen Sprachen in einer Broschüre erklärt werden. Es ist sogar eine kleine Extraschleife für trittfestere Gäste dabei (Weg ist nicht asphaltiert).
Die einzelnen Seen, Krater, Terrassen und Pools sind super interessant und zudem in eine wunderschöne Landschaft eingebettet. An wirklich jeder Ecke blubbert, sprudelt oder zischt es aus bunten Farbtöpfen, dazwischen tummeln sich Vögel und Frösche in einer regenerierten grünen Umgebung. Must-Sees sind der Emerald Lake, der saisonal seine Farben wechselt, der größte und skurillste Thermalsee der Welt -der Frying Pan Lake (Bratpfannensee)-, die bunten Warbrick Terrasen und Inferno Crater, ein türkisblauer See, der sich wie ein langsamer Geysir verhält.
Am Ende des Parks kann man eine Bootstour über Lake Rotomahana für 42 NZD extra unternehmen oder mit dem kostenlosen Shuttlebus wieder zurückfahren. Aufgrund des ohnehin schon sportlichen Preises entscheiden wir uns gegen das Boot und sind dann auch am Ende des Tages relativ froh darüber. Der Spaziergang war zwar wunderschön aber auch absolut ausreichend und das Wetter nicht unbedingt einladend… Wir fotografieren noch ein paar Vögel am Rand des Sees während wir auf unseren Shuttlebus warten. Alles in allem ein sehr schöner Park, aber ob man wirklich mehrere Thermalgebiete besuchen muss?
Kerosene Creek?
Nach dem doch recht ausgiebigen Spaziergang picknicken wir am Fuß des Rainbow Mountain. Zum Teil ist es in Neuseeland nicht sehr einfach ruhige, abgelegene Parkplätze mit einem Picknicktisch zu finden. Also kochen wir unsere Karotten-Ingwer Suppe am Trailbeginn und lächeln höflich bei den unzähligen „Oh, das riecht aber lecker“ – und „Das wäre doch aber nicht nötig gewesen“ – Kommentaren. Eigentlich wollten wir zum Kerosene Creek, einem Bach mit einer natürlich heißen Quelle im Urwald. Obwohl das Wasser knapp 40 °C haben soll, sind wir bei dem nasskalten Wetter so ganz und gar nicht mehr in Stimmung jetzt in Badehose und Bikini zu hüpfen. Die Erinnerung an die heißen Quellen auf Bali, welche meine Haare für circa 2 Monate orange färbten und die anscheinend hohe Aufbruchrate der dort parkenden Autos lässt unsere Motivation zusätzlich sinken. Was solls? Also direkt nach Rotorua!
Rotorua
Rotorua erscheint uns wie eine weitere kleine Retorten/Touristenstadt. An jeder Ecke der schier endlos langen Hauptstraße gibt es ein buntes Hostel, ein Internet Cafe, ein Fast Food Restaurant, ein Ausflugsbüro oder die üblichen Werbeplakate für die Aktivitäten, die dich zu einem echten Abenteurer werden lassen (oder es dich zumindest glauben lassen). Mag für Touristen, die nur 2 Tage lang bespaßt werden wollen ganz nett sein, aber dauerhaft hier leben? Vielleicht einer der Gründe, weshalb Rotorua auch als RotoVegas bezeichnet wird.
Besonders ist allerdings der Schwefelgeruch, der über der gesamten Stadt hängt. Direkt vor der Stadt liegen einige große private Thermalgebiete, aber auch im Stadtkern sind die geothermalen Aktivitäten nicht zu übersehen. Der Kuirau Park zum Beispiel bietet kostenlos ein absolut kurioses Schauspiel. Hier blubbern Schlammpools direkt neben einem Kinderspielplatz, der warme Dampf vom großen Schwefelsee zieht durch den Park bis hin zu einem Fußballfeld (super um sich aufzuwärmen), heimische Pflanzen stehen inmitten von Sinter… Wir wandern auf angelegten Wegen durch den Park und genießen die bizzare, einzigartige Umgebung. Wer baut eigentlich eine Stadt auf einem aktiven Vulkangebiet?
Okareka Campsite
Wir freuen uns auf die Nacht im Lake Tarawera Outlet Campsite, ein anscheinend ruhiger DOC Campingplatz am Ostufer des Tarawera Sees. Leider sind wir mal wieder absolut unvorbereitet und lesen so erst auf dem Weg dorthin, dass wir hierfür eine gebührenpflichtige Forststraße überqueren müssen. Das Permit hierfür sei zwar problemlos am Forstamt erhältlich, leider hat dies aber nur bis 16:00 auf. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es jetzt schon 18:30 ist… Zu allem Überfluss soll die Straße ab 19:00 auch noch gesperrt sein. Das Risiko nach 120 km Fahrt vor einer geschlossenen Schranke zu stehen, ist uns dann doch zu groß.
Deshalb sichern wir uns einen Platz auf dem Okareka Campsite. Ebenfalls ein kleiner DOC Campingplatz im Lake Okareka Scenic Reserve, welches nur 15 Minuten von Rotorua entfernt ist. Glück gehabt! Wir ergattern den letzten freien Stellplatz. Das Camp liegt zwar pittoresk am Seeufer, allerdings stehen die Zelte leider wieder dicht an dicht. Zwar hat fast jeder Campingplatz in Neuseeland einen Kochshelter und saubere Toiletten, aber bei dem Gedanken an unsere Feuerstellen und Picknicktische auf den übergroßen Naturplätzen von Kanada kommen wir dann doch ins Träumen… Dort hat man seine Campingnachbarn selten gesehen und erst Recht nie schnarchen gehört. Wir essen unsere Nudeln bei Kerzenschein vor dem Zelt, bevor es wieder anfängt zu regnen und stürmen :( .
Wie ging es weiter?
Dschungelfeeling - Okere Falls & Ruakuri Tunnel Track (NZ 15)
12. November 2016
Nachdem wir alles im strömenden Regen zusammengepackt haben und schließlich klatschnass im Auto sitzen, fahren wir zum Okere Falls Scenic Reserve. Hierbei handelt es sich um einen kurzen Walk zu drei kleinen Wasserfällen, die regelmäßig Ziel von Raftingtouren sind. An welchem Ort der Welt hat man schon die Chance einen 7 Meter hohen Wasserfall mit einem Schlauchboot zu befahren?
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