Auf dem McKee Memorial Reserve Campground leben schon einige skurrile Menschen (was wir gestern ja schon dunkel vermutet hatten). Da gibt es zum Beispiel die Frau mit buntem Webrock und Plüschstiefeln, die anscheinend jeden Morgen den Müll nach falsch eingeworfenen Dingen durchsucht. Anschließend versucht sie lautstark den Verantwortlichen ausfindig zu machen. Oder die Dame, die die gesamte Toilette mit Hinweisschildern beklebt (und ich meine wirklich die GESAMTE Toilette. Da sind dann so sinnvolle Sprüche wie: „switch off the plug, otherwise it will burn and then you don´t have a plug anymore“ zu lesen. Ah ja, ist klar…
Ankunft im Abel Tasman Nationalpark
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit unseren Nachbarn machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Abel Tasman Nationalpark. Wir fahren direkt zum Totaranui Campground, dem größten Campingplatz im Park. Da wir heute noch einen Teil vom Abel Tasman Coastal Track wandern möchten, sichern wir uns schnell einen timelapsekompatiblen Stellplatz und bauen das Zelt auf. Danach geht es zu Fuß Richtung Anapai Bay, Mutton Cove und Separation Point, dem ruhigeren nördlichen Teil des Nationalparks. Bewusst haben wir uns für den weniger bekannten, dafür aber auch weniger frequentierten Bereich des Parks entschieden.
Der nördliche Teil vom Abel Tasman Coastal Track
Einmal zurück über den gesamten Campingplatz (zum Glück haben wir uns für einen Stellplatz am Arsch der Welt oder in diesem Fall für das hinterste Eck des riesigen Areals entschieden ;) ) geht es ein kleines Stück durchs grüne, tropische Inland. Der Beginn der Wanderung verspricht, was wir schon erwartet haben: dichte Vegetation, unglaublich viele Vogelstimmen, traumhaftes Wetter und immer wieder ein Blick auf das dunkelblaue Meer. Zuerst passieren wir die Anapai Bay, in der sich schon ein paar andere Besucher sonnen und den traumhaften Sandstrand genießen. Einige Kormorane machen es ihnen nach…
Mutton Cove
Die Mutton Cove haben wir dann aber komplett für uns, was Stefan auch gleich mal veranlasst spontan ins Meer zu hüpfen. Juhu! Freiheit! Urlaub! Arschkalt! Ich halte nur meine Füße rein und verfalle sofort in Schockstarre. Dieser goldgelbe Strand, wie wir ihn von zahlreichen Fotos kennen, tiefblaues ruhiges Wasser, die kleine bunte Lagune am Strand, keine anderen Menschen… Wir fühlen uns wie in einem dieser „Einsame-Insel“-Filme. Nachdem Stefan einigermaßen getrocknet ist (und nicht mehr ganz so stark bibbert), machen wir uns allerdings weiter auf den Weg.
Schade, dass wir nicht mehr Zeit hier verbringen können oder uns um einen der wunderschönen Walk-In Campsites bemüht haben. Definitiv etwas, dass wir beim nächsten Mal anders machen würden! Am zweiten Strandabschnitt der Mutton Cove schwimmt plötzlich etwas großes Graues neben uns im Wasser. Vorsichtig tauchen Barthaare an der Wasseroberfläche auf und schließlich beäugen uns zwei niedliche Kulleraugen. Eine Robbe! Ab jetzt ist uns klar, dass wir noch weiter zum Separation Point laufen werden. Dort soll es schließlich eine ganze Robbenkolonie geben. Mittlerweile sind wir die Einzigen auf dem Track und uns ist klar, dass der Rückweg wohl im Dunkeln verlaufen wird.
Separation Point
Der Ausblick vom Separation Point ist wunderschön. Am Horizont ist Farewell Spit mit seinem typischen Sanddunst zu erkennen. Im Schein der tiefstehenden Sonne erscheint die windumspielte Landzunge nahezu unwirklich. Dies werden wir uns in den nächsten Tagen noch aus nächster Nähe ansehen… Unter uns wurden zur Ansiedlung von Tölpeln Fieberglasimitate auf einem vorgelagerten Felsen aufgestellt. Einige Möwen und andere Vögel haben sich aus Solidarität dazugesellt. Nur echte Tölpel lassen sich an diesem Tag nicht blicken. Und dann sehen wir sie! Auf der anderen Seite zu unseren Füßen spielen tatsächlich Robbenbabies vor den Klippen. Immer wieder surfen sie dabei geschickt in den hereinrollenden Wellen, robben etwas unbeholfen zwischen den Steinen herum, stupsen sich an und sind einfach nur goldig. Leider sind sie allerdings auch recht weit von uns weg… :(
Gehen wir die Extrameile?
In der Dämmerung machen wir uns schließlich auf den Rückweg. Inständig hoffen wir, dass die Ebbe mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht hat, damit wir den Low Tide Walkway nehmen können, der durch einen Fluss direkt zu unserem Zeltplatz führt. Sollte es noch nicht möglich sein den Fluss zu überqueren, dann müssten wir nochmal zusätzliche 6 km laufen. Als wir ziemlich erschöpft im Dunkeln an der Schlüsselstelle ankommen, macht sich Erleichterung breit. Langsam, flach und breit fließt das Wasser Richtung Strand, die Extrakilometer bleiben uns also erspart. Barfuß durchqueren wir im Sonnenuntergang den eiskalten Fluss und kommen ziemlich erschöpft an unserem Zelt an. Jetzt nur noch im Licht der Stirnlampen kochen und eine Nachttimelapse aus dem Zelt heraus starten. Ein weiterer genialer Tag geht dem Ende entgegen…
Wie ging es weiter?