Obwohl meine Heimat als Weserbergland bekannt ist, hat die Region wohl ungefähr so viel mit den Alpen gemeinsam wie Donald Trump mit dem Friedensnobelpreis. Trotzdem haben die gewaltigen Bergwelten von Österreich schon als Kind eine ganz besondere Faszination auf mich ausgeübt. Auf jeder Fahrt nach Italien starrte ich gespannt auf die Kilometeranzeigen des 6.546 m langen Tauerntunnels und drückte meine Nase förmlich am Autofenster platt, um ja keinen der eisblauen Gebirgsflüsse zu verpassen. Eine Übernachtung auf der Dreiländereck-Raststätte bei Villach wurde für mich jedes Mal ein kleines Highlight unserer Urlaubsreise.
Mittlerweile leben Stefan und ich am Rand des Allgäus und so oft wie möglich zieht es uns auf einen der umliegenden Berge. Doch nicht nur in Deutschland, auch auf unseren Auslandsreisen findet man uns meistens auf irgendeinem Gipfel. Stundenlang könnten wir hier sitzen, in die Ferne starren und uns einfach nur verdammt klein fühlen…
Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler.Johann Wolfgang von Goethe
Aus dem Grund war es auch eine glasklare Sache, dass wir bei der Blogparade „Meine 3 Lieblingsberge“ von Schwerti on Tour mitmachen werden. Ziel ist es, seine drei schönsten Bergtouren vorzustellen. Gut, das war dann eine nicht mehr ganz so glasklare Sache, denn irgendwie hat doch wirklich jede Bergwanderung ihren ganz speziellen Reiz. Dabei denke ich gerne an unsere erfolglose Wanderung zum Schrecksee zurück, dessen Anblick uns dank einer geschlossenen Schneedecke verwehrt blieb. Nichtsdestotrotz wurden unsere Anstrengungen mit spielenden Gämsen und einem schönen Sonnenuntergang in der Einsamkeit belohnt.
Ähnlich verhält es sich mit den Touren, die uns mal wieder schlichtweg überfordern und uns stundenlang fluchen lassen (an der richtigen Selbsteinschätzung arbeiten wir noch). Am Ende gesellt sich zu der Erschöpfung nämlich immer noch ein weiteres Gefühl: Zufriedenheit!
Doch so schwer es uns auch fiel, irgendwie mussten wir uns entscheiden und deshalb ist es wie bei Schwerti eine bunte Auswahl aus drei Bergen in drei unterschiedlichen Ländern geworden. Um welche genau es sich dabei handelt, findet ihr im folgenden Text.
Munkebu Hut/Munken, Lofoten, Norwegen
Diese beeindruckende Tour haben wir dieses Jahr während unserer 4-wöchigen Reise durch Nordnorwegen in Angriff genommen. Es war unser erster Tag auf den Lofoten, die Wettervorhersage war stabil (was Mitte September definitiv nicht zur Tagesordnung gehört) und so stand einer Nacht im Zelt in der Nähe der Munkebu Hut nichts mehr im Wege. Die 797 hm auf 5,5 km zum Gipfel des Munken klangen zwar steil, aber machbar. Nun ja, mit unserem Campingequipment auf dem Rücken zeigten die matschigen und steilen Wege dann doch was sie können. Die Tatsache, dass wir ständig von putzmunteren, bunten Trailrunnern leichtfüßig überholt wurden, während wir selbst schwer schnaufend wie Lastenesel hin- und herschwankten, war dabei nicht gerade motivierend… ;) Als wir dann aber an der Munkebu Hut ankamen und unser Zelt in diesem Paradies aus zahlreichen Seen und Gipfeln aufbauten, wussten wir, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Gibt es etwas schöneres als eine Nacht in den Bergen?
Monte Pez/Schlern, Naturpark Schlern, Dolomiten
Das ist so eine typische Tour, bei der wir uns mal wieder maßlos überschätzt haben. 25,5 km mit 1700 Höhenmetern Aufstieg und 1700 Höhenmetern Abstieg um den insgesamt 2563 m hohen Gipfel des Schlern (Monte Pez) in den Dolomiten zu erklimmen. Sind wir eigentlich total bescheuert? Nach fast 12 Stunden Wanderung brauchten wir auf diese Frage keine Antwort mehr. Schweigend schleppten wir uns im Schein unserer Stirnlampen zurück zum Campingplatz und waren sicher, dass wir dieses Jahr keine weitere Bergtour mehr planen würden.
Als der heftige Muskelkater nach ein paar Tagen nachließ, blieb aber nur noch die Erinnerung an die süßen Alpenmurmeltiere, den grandiosen Ausblick auf Rosengarten und Plattkofel und das tolle, deftige Mittagessen in der Schlernbödelehütte. Eine unserer anstrengendsten, aber auch abwechslungsreichsten und höchsten Wanderungen in Europa!
Mount Sealy, Aoraki Mount Cook Nationalpark, Neuseeland
Auf 2200 Stufen führt der Sealy Tarns Track 550 m hoch zum Mount Sealy. Ich musste Stefan schon ziemlich überreden, damit er diese Tour nach dem Hooker Valley Track noch mit mir in Angriff nimmt. Aber hey, so ein paar Stufen sollten für uns doch ein Klacks sein…
Man lernt ja wirklich auf jeder Reise etwas Neues. Dieses Mal war es die Erkenntnis, dass kein Wanderweg (und sei er noch so uneben oder matschig) die Abscheulichkeit von einfachen Stufen toppen kann. Vor allem wenn es sich dabei um so unregelmäßige Exemplare wie die Sealy Tarns Steps handelt. Kurz vor Sonnenuntergang hechelten wir also mit gesenktem Kopf diese Treppe des Grauens hoch und zählten dabei akribisch jede zurückgelegte Stufe. Die grandiose umliegende Landschaft am Fuß des Mount Aoraki rückte dabei zunehmend in den Hintergrund. Oben angekommen offenbarte sich uns dann allerdings ein Blick, der mit Worten nur schwer zu beschreiben ist.
Während sich Mount Sefton (3151 m) vor uns wie eine weiße Wand aufbaute, lagen unter uns der sedimentreiche, türkisfarbene Mueller Lake und der stahlgraue Hooker Lake mit seinen schwimmenden Eisbergen. Im Hintergrund strahlte uns die weiße Spitze des Mount Aoraki (Mount Cook, 3724 m) in den letzten Sonnenstrahlen des Tages entgegen. Ein Panorama zum Träumen! Als wir unsere letzten Proviantreste aus dem Rucksack zogen, hörten wir einen seltsamen, grellen Schrei. „Was ist das?“ Zuerst dachten wir es sei ein Adler, der da laut schreiend auf uns zuraste, aber dann erkannten wir die roten Flügelunterseiten. Nach einiger Zeit saßen vier Keas in unmittelbarer Nähe neben uns und warteten auf ihre Fütterung. Glück für uns: wir hatten endlich mal ausgiebig Zeit für Nahaufnahmen von den wunderschönen Bergpapageien; Pech für sie: wir füttern grundsätzlich keine wilden Tiere! Fast eine Stunde beobachteten wir diese äußerst intelligenten und neugierigen Vögel auf dem kalten Plateau des Mount Sealy. Ein Erlebnis, dass das ohnehin schon traumhafte Bergpanorama unvergesslich machte…
Weitere „Lieblingsberge“
Wir hätten hier noch so viel mehr Lieblingsberge auflisten können. Andere tolle Wanderungen führten uns z.B. auf den Piz Buin (3312 m) im Vorarlberg (inklusive Steinbock-Sichtung) oder auf den Parker Ridge (2255 m) in Kanada mit spektakulärer Aussicht auf den Saskatchewan-Gletscher. Ein weiteres Highlight in Kanada war Mount Matier (2783 m) unterhalb der drei türkisblauen Joffre Lakes. Atemberaubende Ausblicke auf einen wilden, isolierten Strand bietet der Gipfel des Branntuva (702 m) in Norwegen. Die Liste könnten wir noch ewig so weiterführen und wir sind uns sicher, dass sie im Laufe der Zeit weiter wachsen wird…
Welches sind eure drei Lieblingsberge bzw. die Touren, die euch am eindrücklichsten im Gedächtnis blieben? Habt ihr schon mal die gleiche Wanderung wie wir gemacht und sie vielleicht ganz anders erlebt? Schreibt uns eure Erlebnisse in die Kommentare oder macht am besten gleich bei Schwertis Blogparade mit!
Lust auf weitere „wanderbare“ Beiträge?
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Comments
Wow was für Bilder! Ich hatte jetzt beim Öffnen vom Artikel überhaupt nicht mit so coolen Bergbildern und Touren gerechnet. Wunderschön! Bin schwer begeistert.
Lg Sabrina
Oh vielen Dank, Sabrina! Die Berge sind halt immer ein klasse Motiv. Freut uns total, dass dir unsere Aufnahmen gefallen haben!
Wahnsinns schöne Touren habt Ihr schon gemacht. Und die Bilder ! Der absolute Knaller. Norwegen, die Dolomiten und mein Lieblingsland Neuseeland. Klasse ! Vielen Dank für diesen mega Beitrag. Und ich bin soooo neidisch auf Eure tolle Begegnung mit den Keas. Wenn ich wieder in NZ bin, werde ich sicher auch da rauf gehen. Und die Dolomiten sind auch weiter nach oben gerückt auf der ewigen Bucketliste :)
Ganz liebe Grüße ins Weserbergland,
Schwerti
Hi Schwerti,
freut mich total, dass dir die Touren gefallen. Die Dolomiten sind wirklich eine Reise wert und zum Glück ja nicht allzu weit weg von Deutschland! Da haben wir es mit dem Nepal-Trip, um den wir dich so beneiden, schon schwerer… ;)
Liebe Grüße,
Nadine
Was habt ihr für tolle Bergtouren gemacht?!? Das ist ja unglaublich. Und die wahnsinnig schönen Bilder erst. Am liebsten würde ich jetzt sofort Urlaub buchen!
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar, Tina! Mir geht es bei dem Wetter auch immer so, wenn ich andere Beiträge lese – da will man sofort losfliegen…
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Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl in den Bergen ❤️ Und dann noch die Kombi mit einem See dazu ist sowieso perfekt. Wo ich wohne ist es flach und zugegeben, es gibt hier einen Berg, den Hesselberg und angeblich kann man von hier – bei gutem Wetter – die Zugspitze sehen. Dieses Versprechen schürt mein Bergweh umso mehr. Wie schön wäre es doch, wenn man dieses besondere Gefühl, in den Bergen zu sein, einpacken und mit heim nehmen könnte!